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Von der "Straße des Führers" zur "A4-light"

Straßen-Geschichte(n) um die A4 und ihre kleinen Schwestern FELS (Ferndorf-Eder-Lahn-Straße), B62n (Nordumgehung) und Bundesfernstraße 2007 (Südumgehung im Westen und Nordumgehung im Osten) oder vom Lückenschluß und der Waldstraße

1935

Über 70 Jahre Planungsgeschichte für die A4

Der Beginn liegt im Mai 1935, wo sie als Reichsautobahn die Verbindungen der deutschen Gaue sichern sollte. Darüber hinaus sah man in diesem Projekt die Möglichkeit die Arbeitslosigkeit für eine Reihe von Jahren zu reduzieren.

Zwar hatte Adolf Hitler weder die Autobahn erfunden noch damit die Arbeitslosigkeit beseitigt, doch das Argument Autobahn = Arbeitsplätze scheint noch heute in den Köpfen präsent. Zumindestens die Propaganda funktionierte: Herrscharen von Menschen mit Hacke und Schaufel haben Arbeit und Brot.







Bildquelle: wikipedia.org

Mytos Autobahn(eine Legende):

>>Von den in der Spitze 6 Mill. Arbeitslosen(1933)waren ca. 60.000 Arbeitslose und ca. 120.000 Menschen insgesamt im Autobahnbau beschäftigt. Der AVUS-Berlin wurde 1909 geplant und 1921 fertiggestellt. Die heutige A555 Köln-Bonn wurde 1932 durch Konrad Adenauer eröffnet. Die Planer setzen damals die Standards: Kreuzungsfrei, vierspürig, Standstreifen, große Kurvenradien, minimale Querneigungen, Leitplanken ... - ganz so wie die Autostrada ab 1924 in Italien. Wer hats erfunden? Adolf Hitler jedenfalls nicht!<<


Die National Zeitung schrieb 1935 zur Reichsautobahn über das Sieg-Eder-Gebiet:

...und schwer lastet die Arbeitslosigkeit der Männer, die vor allem im Winter nicht wissen, wie sie die zumeist kinderreichen Familien durchhalten sollen, auf diesem Lande.// Zeitlich im Vordergrund steht das Hauptproblem der arbeitsamen, nationalgesinnten, bodenständigen Arbeiterschaft wie dem mittleren und kleineren Gewerbe auf längere Sicht Arbeit und Brot zu geben. Schon die Vorarbeiten und dann der Bau der Autobahn werden hier, wo die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit wegen der Verkehrsabgeschiedenheit besonders schwierig ist, auf eine Reihe von Jahren merkliche Erleichterung schaffen.

Hinweis: Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass die heutigen Befürworter dem braunen Gesindel angehören!


Wiederauferstehung durch die Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan

1978









mittlerweile reichlich verblasst-
Schild Naturschutzgebiet
(Littfeld Grube Heinrichsegen)

Im Jahr 1978 wurde die A4 erneut in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen. In dieser Zeit regte sich allerdings schon heftiger Widerstand. Die Bürgerinitiativen "Aktionsgemeinschaft Rettet das Rothaargebirge" und "Aktionsgemeinschaft Rettet den Burgwald" wurden gegründet.

Landwirtschaftsminister Minister Deneke (SPD) trat im Mai 1979 aus Protest gegen die Autobahnpläne zurück. Zitat Deneke:

"Eine Autobahn, die 100 Tage im Jahr von Nebel, Schnee und Reifglätte bedroht ist, soll eine Beitrag zur Verkehrssicherheit sein? Da lachen doch nur die Streusalzverkäufer."

Dieter Denekes Kritik war hauptsächlich naturschutzfachlich begründet. Er wollte das bis dahin völlig intakte Waldgebiet nicht zerstören. Er sah das Problem konsequenterweise nicht allein im direkten Flächenverbrauch von 500-600 ha, sondern beschrieb, dass die Zerstörung dieses Waldgebietes nicht in qm zu messen sei.

Fast gleichzeitig mit dem Rücktritt Denekes beschließt der F.D.P.Parteitag gegen die A4 – der Anfang vom Ende.

1983

Die Protestwelle wurde Anfang der 80iger Jahre so groß, dass die Pläne 1983 fallen gelassen wurden und die A4 1985 ersatzlos aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen wurde. Unter anderem wurden 120.000 beglaubigte Unterschriften gesammelt.

Planungen nahe Littfeld:

durch das Langenbachtal, Talbrücke wenige hundert Meter oberhalb des Littfelder Bahnhofs

mpo 2008

... dann bauen wir den A4-Ersatz Fels (Ferndorf-Eder-Lahn-Straße)

1984

In den 80iger Jahren entstand die Idee der FELS

Als Ersatz für die A4 sollte eine ebenfalls mehrspurige Straße gebaut werden, die die geplanten Ortsumgehungen (Kreuztal, Hilchenbach, Erndtebrück, Bad Laasphe) mit einbezieht. Der Verlauf wurde im Siegerland auf den südlichen Höhenzügen von Kreuztal, Ferndorf, Kredenbach, Allenbach und dann zwischen Grund und Rückersfeld hindurch geplant.




Auf-und Abfahrtbauwerk HTS bei Buschhütten / Langenau


Schon bald wird klar, dass aus umweltfachlicher Sicht erhebliche Bedenken zum Tragen kommen. Der Entlastungseffekt wird bezweifelt. Das Umweltverträglichkeitsgutachten ist für die Straßenbauer ernüchternd: "Bei allen Varianten treten Beeinträchtigungen auf, die nicht durch Ausgleichmaßnahmen kompensiert werten können." Im Laufe der weiteren Planungen werden umfangreiche Tunnellösungen versprochen, um die Zustimmung der Kommunalpolitik zu erreichen. Konkret werden diese Lösungen aber nie durchgeplant. Tunnel über 300m sind viel zu teuer. Viel wird versprochen und gefordert, nichts wird gehalten! Die Bürgerinitiativen "Rettet das Mattenbachtal" und "Felsenfest gegen die Fels" gründen sich.

1990

Deutsche Wiedervereinigung: Die Freudentränen sind noch nicht ganz trocken und die A4 ist wieder (frisch aus der Mottenkiste) hoch aktuell. Die blühenden Landschaften brauchen Autobahnen. Und die Bürgeninitiativen entdecken das Internet. Die Seiten des Widerstandes sind immer noch online. Informationen aus den Jahren 1992 - 1997 finden Sie unter Stop A4


Das brachte die 9600 Baud Modems zum glühen: Farbkarte aus den Neunzigern (82k) Quelle:mabi


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